Austausch mit Los Veles / E
Spanische Tänze und Wissbegierde
Eichstätt (gfs) Kaum hat sich Deutschland den Titel des Fußballweltmeisters geholt, gibt es auch beim Schüleraustausch, der in dieser Woche zwischen dem Willibald-Gymnasium (WG) und einer spanischen Schule stattfand, ein anderes Fußballergebnis.
Während bisher immer die Spanier als Sieger vom Platz gingen, gewannen diesmal die Deutschen – und zwar sogar deutlich mit 7:3. Doch bis auf diesen einen „Zwischenfall“ verlief der Austausch bisher sehr gut. „Wir sind sehr zufrieden“, meinte dementsprechend auch Florian Koch, der am WG Spanisch unterrichtet und gemeinsam mit den Lehrkräften Michaela Brunner und Christian Schurack diesen „Intercambio“ organisiert hatte.
Dass von Anfang an der kulturelle Austausch im Vordergrund stand, wurde gleich am vergangenen Samstag deutlich. Die 22 spanischen Schüler waren gerade erst mit ihren drei Lehrkräften in München gelandet, als am Abend dann schon der erste Programmpunkt anstand: der Besuch auf dem Altstadtfest. Recht angetan zeigten sich dabei die Schüler von der Qualität des hiesigen Bieres, aber auch von den schönen Dirndln der Bedienungen.
Doch was die Originalität und Farbenpracht der Kleider betrifft, stehen die Spanier den Bayern in nichts nach. Am Mittwochvormittag zeigten die Schüler, bekleidet mit ihrer Landestracht und begleitet von zwei Gitarren, eine Sevillana, einen flamencoähnlichen Tanz aus ihrer Gegend: Vor versammelter Schulmannschaft standen die Schüler dabei auf der Bühne und präsentierten ungezwungen und ohne Scheu ihre Tanzeskunst. Den Deutschen Schülern blieb bei all dieser schnellen Choreographie nur eines: langer Applaus. Letztendlich hatten sich sogar auch ein paar Lehrer zwischen die Tanzenden geschmuggelt.
Voll begeistert vom Austausch sind auch Katharina Grienberger (15) aus Buxheim und Sophia Koderer aus Obereichstätt (15), die beide zwei gleichaltrige Mädchen als Austauschschülerinnen haben. Dabei sind aber auch schon sehr schnell kulturelle Unterschiede zu Tage getreten: „Unsere spanischen Freundinnen essen nur sehr wenig und sind insgesamt recht gemütlich“, meinten die beiden. Wahrscheinlich geht es allerdings den Spaniern mit der deutschen Hektik wohl ähnlich. „Sie sind sehr an unserer Geschichte interessiert und wollen sehr viel wissen“, meinten die beiden.
Die Spanier hingegen sind vor allem von der grünen Landschaft sehr angetan: „El paisaje es muy verde y bonito“, meinte einer von ihnen wie aus der Pistole geschossen – kein Wunder, kommen die Gäste doch aus Andalusien, wo gerade im Sommer bei mediterranem Klima oft sehr heiße Temperaturen herrschen.
Der Austausch fand in dieser Form bereits zum dritten Mal statt. Möglich wurde dies aufgrund der nunmehr schon seit 25 Jahren existierenden Partnerschaft zwischen dem Naturpark Altmühltal und dem spanischen Naturpark Sierra de María-Los Vélez. Daher gab es auch am Sonntag im Rahmen des Altstadtfestes ein ausführliches Treffen mit Landrat Anton Knapp. Bereits zum wiederholten Male war Dietmar Roth mit dabei, ein Deutscher, der aber bereits vor Jahren nach Spanien ausgewandert ist, als einer der Motoren der Partnerschaft gelten kann und in seinem Heimatort als zweiter Bürgermeister seine organisatorische Tatkraft einbringt.
Auch Schulleiter Claus Schredl hieß die Gäste an der Schule willkommen: „Ich hoffe, dass ihr hier schöne und unvergessliche Momente erlebt, dass Kontakte und Freundschaften entstehen, die weit über den Austausch hinaus Bestand haben“, meinte Schredl. Von der Idee dieses Austausches ist auch Spanischlehrer Koch ganz angetan: „Wir hoffen, dass wir die europäische Idee der Völkerverständigung weiter voranbringen, dass die Teilnehmer über den Tellerrand schauen und sich persönlich weiterentwickeln können.“
Überhaupt ist der Austausch mehr auf kultureller Ebene denn auf sprachlicher angelegt, denn auf deutscher Seite sind zwar bei allen Schülern gute Spanischkenntnisse vorhanden, die Spanier können jedoch nur sehr wenig deutsch. Oft muss Englisch als Verständigungssprache herhalten. Das tut aber dem Verständnis keinen Abbruch, denn bei Exkursionen nach München, Ingolstadt oder Nördlingen steht sowieso mehr das Erleben im Vordergrund. Und so zählte bei vielen Spaniern vor allem die Besichtigung des traditionellen Hofbräuhauses in München zu den Höhepunkten der Fahrt – doch aufgrund der Altersgrenze blieb es bei einer Besichtigung.
Von Andreas Graf