SCHULE OHNE RASSISMUS - SCHULE MIT COURAGE

Nach Bekanntwerden der Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ wurde ich von mehreren Seiten angesprochen, ob ich nochmal ein Projekt-Seminar zum Thema Rechtsextremismus bzw. Rassismus anbieten würde (nach dem P-Seminar Rechtsextremismus 2010). Daher aktivierte ich eine Idee, die ich schon seit einer Weile „im Hinterkopf“ hatte, und reichte im November 2011 ein P-Seminar-Konzept mit folgendem Titel ein: ZIVILCOURAGE: Unsere Schule wird zur „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Ziel des Projekts war es, dass die Schüler*innen selbst gegen Diskriminierungen aktiv werden und sich dafür einsetzen, dass das Willibald-Gymnasium zu einer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wird. „SOR-SMC“ ist das größte Schulnetzwerk in Deutschland, dem mittlerweile bundesweit mehr als 3000 Schulen angehören. Dieses Projekt bezieht sich nicht nur auf Rassismus im klassischen Sinne, sondern auf alle Formen von „Diskriminierung aufgrund der Religion, der sozialen Herkunft, des Geschlechts, körperlicher Merkmale, der politischen Weltanschauung und der sexuellen Orientierung“ (vgl. www.schule-ohne-rassismus.org).

Festakt am 13. Oktober 2013

Um den Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ zu bekommen, müssen drei Bedingungen erfüllt werden: Mindestens 70 Prozent der Menschen, die an der Schule lernen und arbeiten, müssen eine Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben, dass sie sich in Zukunft aktiv gegen jede Form von Diskriminierung wenden. Außerdem muss eine SOR-SMC-Schule einmal im Jahr ein Projekt zum Thema durchführen und einen Paten (z.B. Politiker, Musiker, Künstler, Sportler …) finden, der die Schule unterstützt.

Die Aufgabe der 12 Schüler*innen, die das P-Seminar gewählt hatten, war es also, sich zu überlegen, wie sie diese Bedingungen am Willibald-Gymnasium umsetzen können, und ihre Ideen dann umzusetzen. Das Projektseminar begann im März 2013 mit der Arbeit. Im April und Mai wurden alle Schüler*innen, Lehrer*innen, Sekretariat und Hausmeister über das Projekt informiert und um ihre Unterschrift gebeten. Mehr als 90 Prozent der Schüler und mehr als 80 Prozent der Lehrer*innen sowie alle anderen an der Schule Beschäftigten unterschrieben die Selbstverpflichtung!

Im Juni und Juli wurde nach „Paten“ gesucht und der Projekttag geplant: „Rodscha aus Kambodscha“ und „Tom Palme“ wurden angefragt, wegen Rodschas Bezug zum Willibald Gymnasium (Abiturjahrgang 1994) – übrigens haben die berühmten „Unterhosen-Partys“ von „Weißwurscht is“ ihren Ursprung im Lateinunterricht am WG! – und weil viele ihrer Lieder von Offenheit, Toleranz und Solidarität handeln. Als sie von den Projektleitern per Email angefragt wurden, kam sofort folgende Antwort: „Hurra hurra, das freut uns sehr, da sind wir sehr gerne mit dabei!!!“

P-Seminar Sozialkunde mit den SOR-SMC-"Paten" Rodscha & Tom

Der Projekttag sollte eine Mischung aus inhaltlicher Auseinandersetzung und gemeinsamem Schulfest sein: Der Tag begann für alle Schüler*innen in der Pausenhalle, mit einer gemeinsamen Einstimmung durch das P-Seminar und einige Lieder des Vokalensembles. Danach beschäftigten sich die Klassen und Kurse mit verschiedenen Themen, die das P-Seminar für sie aufbereitet hatte: Die Fünft- und Sechstklässler*innen mit Mobbing, die Siebt- und Achtklässler*innen mit Cyber-Mobbing, die Neunt- und Zehntklässler*innen mit Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und die Q11 sowie die Q12 mit Rechtsextremismus.

Höhepunkt des Tages war der Festakt, bei dem das Willibald-Gymnasium den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erhielt, den die Landeskoordinatorin Frau Dr. Kozak überreichte. Anschließend gaben unsere beiden „Paten“ Roland Schneider („Rodscha aus Kambodscha“) und Thomas Wagner („Tom Palme“) ein kleines Konzert, bei dem die Schüler aller Altersgruppen begeistert mitmachten.

Während der Schulchor „We are the world“ sang, ließen die Schüler*innen Luftballons in den Himmel steigen, an denen Zettel mit den Wünschen und Gedanken aller Klassen und Kurse hingen. Zum Abschluss dieses gelungenen Projekttages spielte noch die Schulband „The Royal Monkeys“ einige Lieder.    

Seit Ende dieses Projekt-Seminars führten und führen andere Schülergruppen das SOR-SMC-Projekt weiter – Genaueres dazu findet sich auf den folgenden Seiten!

Nadja Kohler