Theater am WG: Der zerbrochene Krug (2023)

„Der zerbrochene Krug“: Scherben bringen bekanntlich Glück

Das alte Service gefällt nicht mehr? Kein Problem – kauft man sich halt neues Geschirr. Warum sollte man sich also wegen eines zerbrochenen Kruges aufregen oder sogar vor Gericht ziehen, damit derjenige, der ihn hinuntergeworfen hat, ermittelt wird? Gut, im Falle von Heinrich von Kleists Komödie handelt es sich bei diesem Krug um ein Familienerbstück und Haftpflichtversicherungen waren vor 200 Jahren noch nicht üblich. Die Theatergruppe des Willibald-Gymnasiums hat diesen Klassiker ausgewählt, um ihn im Schuljahr 2022/23 auf die Bühne zu bringen. Bei näherer Betrachtung sind die Themen des Stückes recht ernst: Richter Adam (Queralt Dos Cots) erpresst das Mädchen Eve (Ida Lahnor), um es fügbar zu machen, Eves Verlobter Ruprecht (Raphael Semmler) trennt sich von Eve, weil er davon ausgeht, dass sie ihn betrügt. Der Schreiber Licht (Emilié Niederreiter) sägt am Stuhl des Richters und eine Betriebsprüfung durch Obergerichtsrat Walter (Celine Reuter) wird auch gerade jetzt durchgeführt. Dass Eves Mutter Marthe (Mara Schneider) eigentlich den Schuldigen an der verlorenen Unschuld ihrer Tochter vor Gericht ziehen will, erkennt man erst auf den zweiten Blick. Der Richter versucht zwar, seine Tat zu vertuschen, aber durch die Aussagen der Zeugen, auch von Ruprechts Vater Veit (Rayan Bekkouche) und Tante Brigitte (Josefina Bergmann), zieht sich der Strick immer enger um seinen Hals. Dabei sind ihm auch seine beiden Mägde (Jumika Njiké, Lilith Pulsfuß) keine Hilfe und letztendlich wird er enttarnt, lange bevor „Me-too“ und Korruption bei staatlichen Institutionen Thema der Öffentlichkeit wurde. Die Schülerinnen und Schüler der Theater-AG gaben diesen Themen unter der Leitung von OStRin Julia Tiefenthaler in ihren beiden Aufführungen Raum und überzeugten mit Spielfreude und gekonnter Darstellung dieses Stoffes in einer sprachlich modernisierten Form. Rebecca Rank schrieb dazu einen passenden Prolog und einen Epilog, der das Stück einrahmte und dem Publikum den historischen Anlass für das Stück näherbrachte: Kleist (Rebecca Rank) und zwei weitere Dichter (Sarah Schwanzer, Theresa Plank) wollten herausfinden, wer den Stoff am besten umzusetzen verstand.

Theater am WG: Vampire sind auch nur Menschen

05.07.2019

Mit viel Blut und Knoblauch

Die Theatergruppe des Willibald-Gymnasiums
brachte an zwei Abenden Vampire auf die Bühne

Eichstätt (gfs) Die Theatergruppe des Willibald-Gymnasiums führte in diesem Schuljahr die Komödie „Vampire waren auch nur Menschen“ von Jens Würfel und Sören Pahl auf. Die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verjüngte Truppe probte mit großem Engagement, sodass das Stück an zwei Abenden der vergangenen Woche in der Aula der Schule auf die Bühne gebracht werden konnte.

Eines war dabei von vorneherein klar: Vampire waren auch mal Menschen. Deshalb verwundert es nicht, dass es unter Vampiren bisweilen sehr menschelt. Als Vampir hat man es aber auch nicht leicht. Graf Dracula (Luzia Schweizer, 7b), der berühmte Blutsauger Bram Stockers, muss durchaus mit allerlei Widrigkeiten kämpfen: Er lebt in einer feuchten Gruft, seine magischen Fähigkeiten schwächeln, seine Frau verehrt ihn nicht so, wie es sein sollte, sein Nachkomme ist ein Muttersöhnchen (Klara Baumann, 7b), der die falschen Fledermausfreunde (Lea Bauch, 9b, und Anna Bauch, 7b) hat, und dann hat sich auch noch sein Vermieter, der grausame Graf Horrorvision (Hannah Berber, 9c) angesagt – und der bringt seine Familie (Emma Hegenberger, 7a) mit.
Bis Weihnachten nahm sich die Truppe - das erste Mal unter der neuen Leitung von Julia Tiefenthaler - Zeit, um sich in einem lockeren schauspielerischen Grundkurs eine Basis für die Arbeit am Theaterstück zu schaffen. Im neuen Jahr wurde dann am ausgewählten Stück gearbeitet und geprobt, wobei schnell klar wurde, dass diese Komödie gut zu den Schauspielerinnen und dem Schauspieler passt.
Dracula bekommt nämlich noch größere Probleme, als sich herausstellt, dass Graf Horrorvisions Tochter Ettunia (Amelie Müller, 10c) seinen Sohn heiraten soll. Der hat allerdings nur einen Eckzahn, was eine große Schande für Dracula ist. Und mit einer Hochzeit könnte es somit nichts werden. Aber Dracula findet die Lösung in Form eines vampirjagenden Zahnarztes (Marlene Beck, 7b): Die Zahnarztfamilie (Mrs Windsor: Leonie Wagner, 7b, Tanja Windsor: Lea Pfaller, 7a) und vor allem der Sohn Pablo (Joshua Cogoini-Katz, 7c) helfen ihm aus der Patsche. Letztendlich trifft er auch noch seinen Schöpfer Bram Stocker (Miriam Mayer, 7c) und dessen Frau (Julia Wegele, 7a), mit dem vor allem Gräfin Dracula (Antonia Semmler, 7a) noch ein Hühnchen zu rupfen hat.

Die Rollen waren treffend besetzt, der Witz des Stückes perfekt umgesetzt und die Schülerinnen und der Schüler beherrschten äußerst sicher ihren Part, sodass die Zuschauer vergnügt dem Geschehen auf der Bühne folgten. Den Schauspielern gelang es durchgehend, den Charakter ihrer Figur gekonnt darzustellen. Direktor Claus Schredl bedankte sich zum Abschluss bei den Schauspielern und Julia Tiefenthaler und lobte die spritzige Inszenierung, welche die Freude an der Umsetzung des Stoffes zeigte. Die Liebe zum Detail zeigte sich unter anderem am Bühnenbild, das die Kunsterzieherin Agnes Birkner umgesetzt hatte.
Durch den Abend führte die Zuschauer Julia Tröster (7a) und versorgte sie auf Wunsch auch mit Vampirabwehr und Knoblauch, damit es in der Aula des Willibald-Gymnasiums für das Publikum sicher war – bei so vielen menschlichen Vampiren und schrägen Menschen, die mit viel Spaß und guter Laune das Schulspiel in diesem Jahr gestaltet haben.

Theater am WG 2018

„Was ist stärker – das Gute oder das Böse?“ Mit dieser Frage beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 9 des Willibald-Gymnasiums in ihrem Theaterstück, das sie in der vergangenen Woche zwei Mal in der Aula der Schule auf die Bühne brachten.

m November hatten sich die Schüler auf ein modernes Märchen von Michael Köhlmeier als Stückvorlage geeinigt: Inspiriert von antiken Sagen oder Volksmärchen erzählt der Autor in seinem Buch „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam?“ zu zwölf Schlüsselbegriffen Märchen. Die Theatergruppe wählte aus dieser Sammlung den wohl schwersten Brocken: „Die Traurige. Ein Märchen über Gewalt.“
Märchen kennen kein Erbarmen: Wer könnte einem traurigen Mädchen, das mit leiser Stimme und gesenktem Blick um Arbeit bittet, widerstehen? Der Bauer, der ein guter Mensch sein will, sicher nicht. Ohne weitere Fragen nimmt er sie auf und nach und nach verfallen alle Anwesenden auf einem kleinen Bauernhof der Begierde, der jungen Frau um jeden Preis helfen zu wollen.
Die Traurige, die in diesem Märchen das Böse verkörpert, fordert als Preis für ihr Lachen den Schmerz der Anderen. Seifenpulver im Kartoffelpüree und Rizinusöl im Most führen zu allgemeiner Übelkeit und zur Entlassung der Mägde. Die angezündete Scheune und der zu Tode gerittene Rappe treiben die Tochter und die Bäuerin vom Hof. Der Traurigen verschaffen diese Aktionen immer nur für kurze Zeit eine grausame Lust. Die Traurige hat es leicht, denn sie ist über jeden Verdacht erhaben, darin liegt die eigentliche Gewalt ihrer Trauer.
Der Bauer, der am Ende allein mit der Traurigen, die nun die Böse genannt wird, todunglücklich auf dem Hof lebt, kann auch ihren letzten Wunsch nicht zurückweisen und heiratet sie. Die Böse ist am Ziel, ob sie dadurch ihr Glück gefunden hat, verrät das Märchen nicht.
In monatelanger Probenarbeit hat sich die Theatergruppe mit der Frage beschäftigt, was die Böse eigentlich antreibt, und dabei sind auch die Schauspieler der Traurigen immer wieder auf den Leim gegangen, weil sie – wie die Figuren im Märchen – einfach nicht akzeptieren wollten, dass dieses Mädchen nicht zu retten ist.
In zahlreichen Improvisationen haben die Schüler experimentell immer neue denkbare Auswege durchgespielt. Ein märchenhaftes Ergebnis ohne Kollateralschäden konnten sie jedoch nicht finden. Aber was wäre das für ein Märchen, das den Leser um das gute Ende betrügt? Aus dieser Not heraus wendeten sich die Spieler bei den beiden Aufführungen in Brecht'scher Manier an das Publikum selbst: „Verehrtes Publikum, nur kein Verdruss. Wir sehen selbst, das ist kein rechter Schluss ...“ Fünf verschlossene Umschläge standen zur Auswahl bereit und ein Zuschauer entschied mit seiner zufälligen Wahl das Ende, das anschließend an diesem Abend gespielt wurde.

Als Darsteller agierten folgende Schüler: Bauer und Bäuerin waren Matthias Engelhard (7b) und Emily Beck (7c), Tochter und Opa waren Jule Behringer (7a) und Daniel Klüber (7b), die zwei Mägde des Hofes wurden gespielt von Lea Bauch (8b) und Melanie Eberlein (9c), als Erzähler fungierte Fritz Meyer (7c) und die schwierige Rolle der Traurigen spielte sehr beeindruckend Hannah Berber (8c). Einstudiert wurde das Stück von Deutschlehrerin Almut Weyergraf, die nach 20 Jahren als Spielleiterin an verschiedenen Schulen mit diesem Stück aufhört.

 Text: Almut Weyergraf

Fotos: Johannes Schmidkonz